Dokumentation der Online Veranstaltung; Rollenbilder in der Arbeit mit geflüchteten Frauen – Qualitätssicherung im Beratungskontext

Rollenbilder und Vorurteile beeinflussen unser Zusammenleben, unsere Wahrnehmung und Bewertung von Situationen und Umständen. Nicht immer gelingt es, die Wirkung dieser auf die eigenen Verhaltens- und Denkmuster angemessen zu reflektieren. Im Beratungskontext kann es dazu führen, dass die Lebensrealitäten und die Bedürfnisse der Klientinnen nicht adäquat berücksichtigt werden können.

Dem entgegenwirkend haben wir am 15.03.2021 im Rahmen des Projektes Worte helfen Frauen zur Online-Tagung „Rollenbilder in der Arbeit mit geflüchteten Frauen – Qualitätssicherung im Beratungskontext“ eingeladen. Gemeinsam mit den fachversierten Referentinnen und interessierten Teilnehmenden wurden die Rollenbilder in der Arbeit mit geflüchteten Frauen problematisiert und Wege aufgezeigt, wie diese überwunden werden können. Die Online-Tagung war mit 200 Teilnehmenden ein voller Erfolg. Sie richtete sich an Personen, die in Institutionen oder Organisationen mit geflüchteten Frauen und Migrantinnen zusammenarbeiten. Wie z. B. Frauen- und Mädchenhäuser, Gewaltberatungsstellen, Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen, Gleichstellungsbeauftragte, Sprachmittler*innen und viele mehr.

Almut von Woedtke, Vorstandsvorsitzende des Projektträgers Gleichberechtigung und Vernetzung e.V., leitete durch den Tag und begrüßte als erste Rednerin die Leiterin des Referats (202) Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Prostituiertenschutzgesetz des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Andrea Frenzel-Heiduk. Frau Frenzel Heiduk ist im Ministerium für das Projekt „Worte helfen Frauen“ zuständig und überbrachte an diesem Tag das Grußwort des Ministeriums.

Die Situation geflüchteter Frauen in Niedersachsen wurde im Anschluss von Irmak Kamali, Mitarbeitern des Nds. Krisentelefon gegen Zwangsheirat und der Frauenberatungsstelle SUANA bei kargah e.V., beleuchtet. Dabei griff sie auf ihre jahrelange Erfahrung in der Beratungsarbeit zurück und plädierte in diesem Rahmen, die geflüchteten Frauen nicht als homogene Gruppe, sondern reflektiert als Individuen mit individuellen Problemlagen, Ressourcen und Bedürfnissen zu betrachten und ihnen entsprechend in der Beratungsarbeit zu begegnen.

Samia Dinkelaker vom Institut für Migrationsforschung der Universität Osnabrück hat einen Vortrag mit dem Thema „Flucht und Geschlecht: (Post)koloniale Bilder“ gehalten. Sie problematisierte die dominanten und historisch gewachsenen Vorstellungen/Bilder im Kontext von Gender und Flucht und zeigte die Wirkmächtigkeit von diesen nicht nur im Beratungskontext, in der Wissenschaft, sondern auch für unseren Alltag auf. Das Bild der geflüchteten Frau, das vor allem in „wohltätigen Praktiken der Unterstützungsarbeit“ zirkuliere, enthalte Vorstellungen des Andersseins geflüchteter Menschen und sei somit Legitimationsgrundlage für den Ausschluss von bestimmten Menschen.

Samia Dinkelaker zum Thema „Flucht und Geschlecht: (Post)koloniale Bilder“

Fehlende Sensibilität und Information in der Beratungsarbeit kann für Frauen und Mädchen fatale Auswirkungen haben. So vor allem in der Beratung zum Thema FGM (female genital mutilation). Hierzu referierte Dr. Cornelia Strunz u. a. über die Hintergründe, Verbreitung und vor allem die medizinischen Folgen von FGM und gab einen Einblick in die beeindruckende Arbeit des Desert Flower Center im Krankenhaus Waldfriede in Berlin. Der detaillierte Vortrag mit (anatomischen) Bildern aus der Beratungspraxis und Erfahrungsberichten aus dem Alltag von Betroffenen, berührte viele Teilnehmende und stoß auf sehr große Resonanz.

Im Anschluss wurden Möglichkeiten des Empowerments für geflüchtete Frauen von Rudaba Badakhshi thematisiert. Die Regionalkoordinatorin für die Region Mitteldeutschland des Dachverbandes der Migrantinnenorganisationen (DaMigra e.V.) sprach über die Bedeutung der Stärkung der gesellschaftlichen Vielfalt und Akzeptanz von geflüchteten Frauen bzw. Frauen mit Migrationshintergrund, um präventiv und aktiv gegen Vorurteile anzugehen und so ein friedliches Zusammenleben vor Ort zu fördern. Ziel sei eine rechtliche, gesellschaftliche, politische und ökonomisch gerechte Teilhabe von geflüchteten Frauen.

Möglichkeiten des Empowerments für geflüchtete Frauen von Rudaba Badakhshi.

Die Veranstaltung endete mit einer spannenden Podiumsdiskussion zum Thema „Qualitätssicherung im Beratungskontext – Perspektiven zur Überwindung von Rollenbildern in der Arbeit mit geflüchteten Frauen“. Sibylle Naß (Kargah e.V.), Nadine Nana Ngantcha (Baobab – zusammensein e.V.) nahmen neben Frau Frenzel-Heiduk, Frau Badakhshi und Frau Dinkelaker mit wertvollen Beiträgen an der Diskussion teil. Durch den interdisziplinären Hintergrund der Referentinnen wurde die Fragestellung der Tagung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Dadurch konnten vielschichtige Ansätze für die Beratungsarbeit gewonnen werden, die zur Selbstreflexion anregten.

Ein großer Dank geht an unsere Referentinnen dieser Tagung:

Rudaba Badakhshi

Samia Dinkelaker

Andrea Frenzel-Heiduk

Irmak Kamali

Sibylle Naß

Nadine Nana Ngantcha

Dr. Cornelia Strunz

Informationen zu den Referentinnen können Sie hier downloaden.

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