Dokumentation der Online Veranstaltung; Rollenbilder in der Arbeit mit geflüchteten Frauen – Qualitätssicherung im Beratungskontext | 3. Fachtag

Rollenbilder und Vorurteile beeinflussen unser Zusammenleben, unsere Wahrnehmung und Bewertung von Situationen und Umständen. Nicht immer gelingt es, die Wirkung dieser auf die eigenen Verhaltens- und Denkmuster angemessen zu reflektieren. Im Beratungskontext kann es dazu führen, dass die Lebensrealitäten und die Bedürfnisse der Klientinnen nicht adäquat berücksichtigt werden können.

Dem entgegenwirkend haben wir am 15.03.2021 im Rahmen des Projektes Worte helfen Frauen zur Online-Tagung „Rollenbilder in der Arbeit mit geflüchteten Frauen – Qualitätssicherung im Beratungskontext“ eingeladen. Gemeinsam mit den fachversierten Referentinnen und interessierten Teilnehmenden wurden die Rollenbilder in der Arbeit mit geflüchteten Frauen problematisiert und Wege aufgezeigt, wie diese überwunden werden können. Die Online-Tagung war mit 200 Teilnehmenden ein voller Erfolg. Sie richtete sich an Personen, die in Institutionen oder Organisationen mit geflüchteten Frauen und Migrantinnen zusammenarbeiten. Wie z. B. Frauen- und Mädchenhäuser, Gewaltberatungsstellen, Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen, Gleichstellungsbeauftragte, Sprachmittler*innen und viele mehr.

Die Situation geflüchteter Frauen in Niedersachsen wurde von Irmak Kamali, Mitarbeitern des Nds. Krisentelefon gegen Zwangsheirat und der Frauenberatungsstelle SUANA bei kargah e.V., beleuchtet. Dabei griff sie auf ihre jahrelange Erfahrung in der Beratungsarbeit zurück und plädierte in diesem Rahmen, die geflüchteten Frauen nicht als homogene Gruppe, sondern reflektiert als Individuen mit individuellen Problemlagen, Ressourcen und Bedürfnissen zu betrachten und ihnen entsprechend in der Beratungsarbeit zu begegnen.

Samia Dinkelaker vom Institut für Migrationsforschung der Universität Osnabrück hat einen Vortrag mit dem Thema „Flucht und Geschlecht: (Post)koloniale Bilder“ gehalten.

Samia Dinkelaker zum Thema „Flucht und Geschlecht: (Post)koloniale Bilder“

Fehlende Sensibilität und Information in der Beratungsarbeit kann für Frauen und Mädchen fatale Auswirkungen haben. So vor allem in der Beratung zum Thema FGM (female genital mutilation). Hierzu referierte Dr. Cornelia Strunz u. a. über die Hintergründe, Verbreitung und vor allem die medizinischen Folgen von FGM und gab einen Einblick in die beeindruckende Arbeit des Desert Flower Center im Krankenhaus Waldfriede in Berlin. Der detaillierte Vortrag mit (anatomischen) Bildern aus der Beratungspraxis und Erfahrungsberichten aus dem Alltag von Betroffenen, berührte viele Teilnehmende und stoß auf sehr große Resonanz.

Im Anschluss wurden Möglichkeiten des Empowerments für geflüchtete Frauen von Rudaba Badakhshi thematisiert. Die Regionalkoordinatorin für die Region Mitteldeutschland des Dachverbandes der Migrantinnenorganisationen (DaMigra e.V.) sprach über die Bedeutung der Stärkung der gesellschaftlichen Vielfalt und Akzeptanz von geflüchteten Frauen bzw. Frauen mit Migrationshintergrund, um präventiv und aktiv gegen Vorurteile anzugehen und so ein friedliches Zusammenleben vor Ort zu fördern. Ziel sei eine rechtliche, gesellschaftliche, politische und ökonomisch gerechte Teilhabe von geflüchteten Frauen.

Möglichkeiten des Empowerments für geflüchtete Frauen von Rudaba Badakhshi.

Die Veranstaltung endete mit einer spannenden Podiumsdiskussion zum Thema „Qualitätssicherung im Beratungskontext – Perspektiven zur Überwindung von Rollenbildern in der Arbeit mit geflüchteten Frauen“.

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