Übersetzen heißt Verantwortung. Mehrsprachige Beratungen professionell umsetzen
Die Fachtagung „Übersetzen heißt Verantwortung. Mehrsprachige Beratungen professionell umsetzen“, im Rahmen des Projekts „Worte helfen Frauen“ am Freitag, 17.11.2017 in Hannover, war ein voller Erfolg. Rund 80 Personen kamen in den schönen Räumlichkeiten des Forum St. Joseph zusammen. Eingeführt wurde durch kurze Ansprachen der Referatsleiterin des Referat 202 des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Andrea Frenzel-Heiduk und von Almut von Woedtke, Vorstandsvorsitzende des Projektträgers Gleichberechtigung und Vernetzung e.V.
Durch einen belebten und interessanten Vortrag der Sprach- und Kulturmittlerin sowie Diversity Trainerin Meera Sivaloganathan wurden die Teilnehmenden tiefergehend auf das Thema eingestimmt. Die Referentin nannte die „Basics“ professioneller Übersetzungsarbeit für Frauen im interkulturellen Zusammenhang und steuerte anschauliche Beispiele auch über die praktische Arbeit bei.
Im Anschluss an den Fachvortrag wurden folgende Themen in Workshops vertieft:
- Beratung zu dritt
- Geschlechtsspezifische Asylpolitik
- Qualitätssicherung bei Übersetzungen
- Genderkompetenz im interkulturellen Kontext
In den etwa zweistündigen Workshop-Einheiten wurde rege diskutiert, gelernt, ausprobiert und das Gelernte verfestigt.
Am Nachmittag stieß Frau Sozialministerin Cornelia Rundt dazu. In ihrer Amtszeit wurde „Worte helfen Frauen“ als Übersetzungsprojekt bereits im Dezember 2015, quasi als Vorreiter für Deutschland, ins Leben gerufen. „Ich bin stolz, dass es uns gelungen ist, dieses Projekt so schnell umzusetzen“, sagt Cornelia Rundt. Sie betont, dass gerade schwierige Lebensläufe und dramatische Erfahrungen sensible Übersetzerinnen erfordern. Doch auch die Beratungskräfte sollten die Kulturen sowie gesellschaftliche Tabus ihrer Klientinnen kennen. „Gerade in den sensiblen Beratungsthemen wie Gewalt und Sexualität wird es bei Unkenntnis der im Herkunftsland bestehenden Tabus schwierig, die Hemmschwellen bei der zu beratenden Frau abzubauen“, so Rundt.
Anschließend wirkte die Sozialministerin an einer Podiumsdiskussion mit der „Fishbowl-Methode“ mit. Das Besondere an dieser Methode ist, dass die Teilnehmenden sich von Beginn an aktiv beteiligen konnten. Neben den festen Plätzen, welche durch die Workshopleitungen belegt wurden, boten zwei leere Stühle den restlichen Teilnehmenden die Möglichkeit, an der Podiumsdiskussion teilzunehmen. Es folgte ein spannender Austausch über die Rollenverteilung der Beratungskräfte sowie Sprachmittlerinnen und -mittler in den Gesprächen, über die technischen Möglichkeiten des Video- oder Telefondolmetschens sowie über eine faire Entschädigung für die Übersetzungsleistenden. In der Debatte wurde auch über die Qualifikation der Übersetzungsleistenden gesprochen. Hier wird ein Bedarf zur Professionalisierung gesehen.
Ein großer Dank geht an die Referentinnen und Referenten der Tagung: Anuschka Abutalebi, Frauke Baller, Manfred Brink, Aigün Hirsch, Brankica Ott, Luara Rosenstein, Meera Sivaloganathan, Frau Ministerin Cornelia Rundt
Die Fachtagung war ein Erfolg! Jetzt geht es darum, das neue Wissen umzusetzen, in die eigene Arbeit zu integrieren und mögliche Problematiken anzugehen.